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Auswirkungen des Energiepreisverfalls auf den deutschen Außenhandel

Die Exporte deutscher Unternehmen nach Russland sind im Jahr 2014 massiv - um gut 18 Prozent - zurückgegangen. Die Abwärtsentwicklung ist dem Sturz der internationalen Preise für fossile Energien geschuldet, die das ressourcenreiche Russland besonders treffen, den Wirtschaftssanktionen aufgrund des Ukraine-Konflikts sowie dem Verfall des Rubel-Wechselkurses. Die Ausfuhren Deutschlands in die anderen großen Exportländer von Öl, Gas und Kohle haben sich dagegen noch recht gut gehalten: Die seit Mitte 2014 stark gesunkenen Energiepreise haben bei diesen Handelspartnern noch zu keinem gravierendem Rückgang beim Kauf von Investitionsgütern und anderen Erzeugnissen aus Deutschland geführt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Gutachtens „Auswirkungen des Energiepreisverfalls auf den deutschen Außenhandel“, das das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) im Auftrag mittelständischer Energieverbände vorgelegt hat.

Die Investitionstätigkeiten in den energie-rohstoffreichen Ländern dürften aber dem IW Köln zufolge spürbar zurückgehen, wenn die Preise der Energierohstoffe im Jahresverlauf 2015 auf dem derzeit niedrigen Niveau verharren. Dann werden auch die deutschen Ausfuhren in diese Länder – und hier in erster Linie die Exporte von Investitionsgütern – merklich beeinträchtigt. Dafür spricht der im Gutachten nachgewiesene Zusammenhang zwischen den betrachteten Größen Energiepreise, Investitionen der energie-rohstoffreichen Ländern und deutsche Exporte von Investitionsgütern in diese Länder.

Hintergrund-Informationen

Hohe Energiepreise führen in Deutschland nicht nur zu steigenden Ausgaben für Importe von fossilen Energierohstoffen, sie haben auch eine positive Seite, stellt das IW Köln fest. Denn die deutsche Wirtschaft profitiert über wachsende Ausfuhren davon, dass die Energieexporteure bei höheren Einnahmen erfahrungsgemäß ihre Nachfrage nach deutschen Exporten steigern. Daher spricht man landläufig auch vom so genannten Petro-Dollar-Recycling. Vor allem die Spezialisierung auf Investitionsgüter kommt Deutschland dabei zugute. Denn die rohstoffreichen Länder nutzen einen Teil ihrer Ressourceneinnahmen, um damit die Kapitalbildung und ihre wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Die Investitionstätigkeit in diesen Ländern atmet im Rhythmus der Preisentwicklung von Energierohstoffen.

Die IW-Studie befasst sich auch mit der Frage einer vermeintlich zu großen Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Import fossiler Energierohstoffe. Das IW Köln warnt vor übereilten und pauschalen Schlussfolgerungen: So darf eine Steigerung der heimischen Produktion erneuerbarer Energie nicht allein der Minderung der Importabhängigkeit dienen, sondern muss sich immer auch an ökonomischen Kriterien messen lassen. Zudem schwingt in der Debatte um Importabhängigkeiten eine Tendenz zur Abkoppelung vom internationalen Markt mit. Dies wäre jedoch kontraproduktiv. So ist Deutschland als stark exportorientiertes Industrieland auf offene Märkte angewiesen und profitiert in vielfältiger Weise von den Vorteilen der Globalisierung.

Das Gutachten „Auswirkungen des Energiepreisverfalls auf den deutschen Außenhandel“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln steht  unter http://www.iwkoeln.de/de/studien/gutachten/beitrag/michael-groemling-galina-kolev-juergen-matthes-auswirkungen-des-energiepreisverfalls-auf-den-deutschen-aussenhandel-221142 zur Verfügung.

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